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Leseprobe aus dem Roman Bramberi

Ein kleines Haus, ein verwildertes Grundstück, ein Neuanfang?

... und die leisen Wunder, die darauf warten, von dir entdeckt zu werden.


Leseprobe aus dem Roman Bramberi von Lena Dieterle – eine Geschichte über Neuanfang, Kunst und die SchönheiLeseprobe aus dem Roman Bramberi von Lena Dieterle – eine Geschichte über Neuanfang, Kunst und die Schönheit des Einfachen.t des Einfachen.
Tiny-House-Roman 2025

Hast du auch schon einmal davon geträumt, alles hinter dir zu lassen und in einem kleinen Haus zur Ruhe zu kommen? Gar nicht mal so sehr, um Abstand zur Gesellschaft zu gewinnen, sondern um die Nähe zu dir selbst zu spüren?


Leseprobe aus dem Roman Bramberi:


1. Sehnsucht

 

Ich bin müde. So müde, dass es mir vorkommt, als bliebe alles stehen – sogar der Winter in der Stadt kommt nicht richtig an. Elva steht mit einer Tasse am Fenster und beobachtet, wie der Januar die Straßen mit einem dünnen Schleier aus Schnee und Salz bedeckt. Die weiße Pracht verwandelt sich binnen weniger Stunden in Matsch, als wüsste sie, dass sie gegen die Ausdünstungen der Stadt keine Chance hat.

Die Stadt wirkt wie ein fremder Organismus – pulsierend und doch abgestumpft. Jeder Atemzug fühlt sich an, als würde Elva etwas einatmen, das nicht für sie gemacht war. Ob nun sie die Stadt erträgt oder umgekehrt, kann sie nicht sagen.

Während sie ihren dunkelblonden Pferdeschwanz öffnet und spürt, wie ihre Kopfhaut sich entspannt, streift ihr Blick den Kalender – das neue Jahr ist erst drei Tage alt und doch liegt schon Resignation in der Luft. Die Flocken fallen, leise und schwer, als seien auch sie müde. Früher waren die Schneeflocken anders. Dicker. Weicher. Heiliger. Sie lauschte ihnen, denn damals war es still genug, um ihren feinen Klang zu hören. Heute gibt es nur noch Lärm. Selbst im Wald vergeht kaum eine Minute, in der kein Flugzeug zu hören ist.


Elva löst den Verschluss ihrer Kette und legt die Ohrringe ab. Die Gedanken wandern zurück zu ihrer Arbeit. Sie hat sich heute sehr darüber geärgert, dass ihr Nein nie ein Ende war, sondern immer nur der Anfang eines neuen Kampfes. Egal, wie sie es sagte – ruhig, verzweifelt, bestimmt – die Welt hörte nicht zu. Nein war keine Grenze, sondern eine Einladung, lauter zu fordern. Es schmerzt sie wie ein Splitter im Finger, tief genug, um weh zu tun, aber nicht greifbar. Die ständigen Verhandlungen um ihre Zeit ermüden sie, ebenso wie das Erklären ihres Neins. 

„Es liegt an dir“, flüsterten die Stimmen oft. „Du bist immer so unglaublich freundlich und dann wunderst du dich noch?! Wärst du härter, würde dir das nicht passieren.“

Elva spürt einen tiefen Widerwillen bei dem Gedanken, diesen Wesenszug abzulegen – als würde sie sich dadurch erst recht verbiegen. Offenheit und Neugier gehören zu ihr, doch genau diese Eigenschaften stehen im ständigen Widerspruch zu ihrem Bedürfnis nach Ruhe. Diese innere Kluft macht ihr Leben zu einem täglichen Balanceakt zwischen Entdeckung und Rückzug. Sich zurückzuziehen, wenn die Spannung zu groß wird, ist der einzige Weg, den sie kennt – doch selbst der fühlt sich oft nur wie ein halber Sieg oder eine stille Niederlage an.

Mit geschlossenen Augen lehnt sie die Stirn an die kalte Fensterscheibe. Der Frost beißt sanft in ihre Haut, ihr Atem benetzt die Scheibe. Dann trifft sie eine Erkenntnis, längst vertraut und doch nie so klar wie jetzt: Irgendetwas muss sich ändern.  


Elva sinkt auf das Sofa, stellt die Tasse ab und öffnet ihren Laptop. Das Geräusch des Fernsehers, der im Hintergrund leise läuft, nimmt sie kaum noch wahr. Seit gut einem Jahr hat sie ein Ritual. Sie tippt jeden Abend dieselbe Suchanfrage in eines der regionalen Immobilienportale ein: „Kleines Haus, großes Grundstück, ländliche Lage“. Ihre Finger gleiten über die Tastatur, ohne Erwartung. Zu teuer. Zu weit weg. Zu groß. Sie scrollt durch die Anzeigen: Villen, Reihenendhäuser, Bungalows und denkmalgeschützte Fachwerkhäuser. Freiheit ist eben nicht käuflich, seufzt sie.

Heute fällt ihr eine Annonce ins Auge. Es ist die kleinste und unscheinbarste von allen. Kaum Bilder, nur ein paar Zeilen. Elva lehnt sich nach vorne, ihre Finger umklammern den Rand des Laptops. Sonnenfeld Immobilien. Rubrik: Schnäppchen. Künstlerhaus in ruhiger Wochenendsiedlung, 42m² Wohnfläche, ca. 1.600m² Grundstück. Ihr Herz schlägt schneller. Künstlerhaus. Das Wort verzaubert sie. Auf den zweiten Blick allerdings zeigt sich ein altes Haus mit wenig Platz und einem verwilderten Garten.


Elva träumt eigentlich von etwas anderem, einem Zuhause mit Charme – einer hellen Fassade oder blühenden Beeten vielleicht. Aber dieses Haus wirkt verlassen, wie aus der Zeit gefallen mit seiner dunklen Holzfassade. Und doch spürt sie, dass es auf sie zu warten scheint. Blödsinn. Elva schüttelt den Kopf, fühlt sich von diesem unsichtbaren Band überrumpelt, weil weder ihr Verstand noch ihre Träume es richtig erklären können.

Bestimmt gibt es einen fetten Haken. Feuchter Keller. Unmögliche Nachbarn. Oder schlimmer. Ihre Gedanken beginnen, jede theoretische Möglichkeit schon im Keim zu ersticken. Aber das Bild des Hauses bleibt. Wann hat das eigentlich angefangen, dass ich meine Träume zerstöre, noch bevor sie an Form gewinnen? Die Fragen kommen leise, aber bohrend. Es braucht gar keine äußere Instanz – sie ist sich selbst Spielverderberin genug.

Vielleicht ist es einfacher, sich selbst die Flügel zu stutzen, bevor jemand anderes es tut, denkt sie. Doch dieser Gedanke – so wenig er sie überrascht – macht sie plötzlich wütend.

Ihre Hündin Fuchs hebt den Kopf aus ihrem Korb und wedelt leicht mit dem Schwanz – eine leise, angenehme Präsenz, die sie erdet.

Elva lässt ihrer Sehnsucht freien Lauf. Sie erinnert sich an Nachmittage am Waldrand, wo Asphalt endet und Wildnis beginnt. Das kühle Wasser umspült ihre Füße, während sie barfuß über glatte, moosbewachsene Steine balanciert.

Kräuter pflücken, Mirabellen sammeln – Momente, die wachsen lassen. Ohne Eile, ohne Druck. In der Natur fühlt sie sich richtig, anders als in Büroräumen und Besprechungszimmern. Vollzeit. Das Wort sagt alles.

 

Im Hier und Jetzt fällt ihr Blick wieder auf den Laptop. Loslassen. Einfach gehen. Tiny-House-Träume? Naiv. Künstlerhaus? Romantisch. Dann lange nichts. Stille. Sehnsucht. 

Im Hintergrund flimmert der Fernseher weiter, am Laptop bleibt die Seite mit dem Exposé geöffnet. Das Bild des Hauses leuchtet ihr entgegen. Mit einem Ruck klappt sie das Notebook zu. Das Geräusch verhallt im Raum. Ihre Schultern sinken, der Kopf lehnt an der Sofakante, die Augen fallen zu. Doch die Stille bleibt nicht still. Straßenbahnrauschen mischt sich mit Stimmen von draußen. Fuchs streckt sich und Elva greift nach ihrem Smartphone. Ein Wisch und sie ist in der Welt der Kurzvideos. Rezeptideen, True Crime, süße Katzen – alles flackert, nichts bleibt hängen. Sie scrollt weiter. Und weiter. Manchmal tippt sie auf „Gefällt mir“, ohne richtig hinzusehen.


Das Cover des Romans „Bramberi“ von Lena Dieterle schwebt über einer üppig bewachsenen Wildgarten-Landschaft. In der Ferne steht ein kleines Haus, umgeben von Bäumen und Blumen. Oben in kräftiger Schrift: „Roman Neuerscheinung“, unten eine Textpassage: „Ein altes Haus, ein verwildertes Grundstück und ein Ruf nach Stille.“ Die Website lenaliteratur.de ist ebenfalls eingeblendet. Die Szene vermittelt das Gefühl von Rückzug, Naturverbundenheit und Tiny-House-Romantik.

2.      Die Kunst der anderen


...


... Im Büro empfängt sie das Brummen von Rechnern, Gespräche und gleichmäßiges Tippen. Fuchs trottet schnurstracks zu ihrem Platz. Beide verbringen mehr Zeit hier als zu Hause.

Elva hängt ihren Mantel an den Haken neben der vollen Ablage. Auf dem Tisch liegen die üblichen Unterlagen: Einladungen, Programmhefte, der Katalogentwurf für die neue Ausstellung. Sie liebt Kunst, aber selten erzählt sie selbst ihre eigene Geschichte. Immer arbeitet sie für andere. Der Pinsel? Längst abgelegt.

Während ihre Kollegin begeistert die anstehende Vernissage plant, nickt Elva mechanisch. Auf den gedruckten Plakaten steht in großen Lettern das Wort Heimkehr. Ein Thema, das sie schmerzlich ruft. Sie hat Heimweh nach sich selbst, wenn es so etwas denn gibt. Nach einem Leben, von dem sie sich mit aller Kraft fernzuhalten scheint.

Ihr Blick fällt auf die Skizzen der Kreativen: leuchtende Farben, frei fließende Linien, Formen, die sich in Unsichtbares auflösen. Eine Künstlerin hat ihr die Werke stolz gezeigt – voller Enthusiasmus und Energie. Elva hat sie bewundert, genickt, organisiert. Doch das Erschaffen gehört anderen.

Dann ein philosophischer Artikel mit der Headline: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Der Satz sticht wie ein Dorn. Damals gehörte ihre Kreativität ihr. Heute bleibt etwas in ihr stumm.

Für Elva gibt es zwei Arten von Künstlern: Die einen schaffen aus innerem Drang. Die anderen für Ruhm und Geld. Dazwischen? Spielt keine Rolle. Früher spürte Elva eine Leichtigkeit in ihrem Selbstausdruck. Doch mit jeder Prüfung wuchs die Erwartung, dass etwas Einzigartiges entstehen muss. Es ging so weit, dass ihr der Pinselstrich von Tag zu Tag schwerer von der Hand ging.


...

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 Das war die Leseprobe aus dem Roman Bramberi. Du möchtest wissen, wie Elvas Reise weitergeht? Vorbestellungen sind bereits ab jetzt möglich, die Auslieferung an dich startet am 07.03.2025 👉 Hier kannst du das Buch bestellen und es schon bald in den Händen halten.


Bei der Premierelesung in Elsenfeld lese ich aus Bramberi und im zweiten Teil aus meinem Reisebuch Irgendwann hat angeklopft – Über das Wagnis, Träume zu leben“.


Unten stehend die Informationen zur Premiere-Lesung am 06.03.2025 in Elsenfeld.

Premiere-Lesung Roman Bramberi, Lena Dieterle 2025


 


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Lena Dieterle 
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63741 Aschaffenburg
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