60.000 Schritte durch Leipzig an zwei Tagen... mein Highlight: Die Lost Places in Leipzig ganz unten im Beitrag!
Für die Leipziger Buchmesse 2024 bin ich extra schon zwei Tage früher nach Leipzig gereist, um die Stadt kennenzulernen, in der ich tatsächlich noch nie zuvor zu Gast war. In einem 1-Zimmer-Appartment direkt am See habe ich mich über Airbnb für zur Messezeit unschlagbar günstige 35,00 Euro die Nacht eingemietet und fühle mich sehr wohl. Gleich am ersten Abend bin ich zum Sonnenuntergang ans Wasser und habe diesen schönen Moment für dich eingefangen, gestern habe ich den See dann zu Fuß einmal umrundet.
Am nächsten Morgen ging es für mich mit der Straßenbahn in die Stadt und dann 30.000 Schritte durch Leipzig... über viele Brücken und Kanäle vorbei an der alten Handelsbörse, in die Dauerausstellung Stadt Leipzig (Eintritt frei!) im alten Rathaus. Hier befindet sich der - so sagen die Leipziger - schönste Innenraum in ganz Leipzig, die Ratsstube mit Schatzkammer (siehe Bild). Kann man sich auf jeden Fall anschauen.
Von dort weiter zur Nikolaikirche, die auf mich von außen optisch gar nicht so wichtig wirkt, innen aber sehr hübsch ausgearbeitet ist (drinnen Bilder zu machen ist leider verboten). Die Nikolaikirche in Leipzig spielte eine zentrale Rolle während der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR im Jahr 1989. Hier versammelten sich jeden Montag tausende Menschen zu den sogenannten "Montagsdemonstrationen", die sich allmählich zu Massenprotesten gegen das kommunistische Regime entwickelten. Die friedlichen Proteste und Gebete in der Nikolaikirche trugen maßgeblich zur Öffnung der innerdeutschen Grenze und letztendlich zum Fall der Berliner Mauer bei, was den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands ebnete. Die Bedeutung der Nikolaikirche als Symbol des Widerstands und des Wandels in der Geschichte Deutschlands ist daher von immenser historischer Bedeutung.
Pünktlich zum Frühlingsanfang Ende März begrüßte mich herrlicher Sonnenschein, der mich einlud, meinen Kaffee zusammen mit einem sehr leckeren veganen Karotten-Kuchen in einem Straßencafé (Milchbar Pinguin) zu genießen. Ein Straßenmusiker leistete mir mit seinem atmosphärischen Gitarrenspiel Gesellschaft, ohne aufdringlich zu sein. Ich lauschte den Gesprächen der Menschen um mich herum und freute mich darüber, zum ersten Mal in meinem Leben ein "paar Tage dran gehangen" zu haben, an ansonsten berufliche Termine. Das ist die neue Freiheit, die ich mir erschaffen habe, fernab von permanenter Erreichbarkeit und Zeitdruck, so wie ich es bisher immer nur kannte.
Goethe und Leipzig
Während seiner Zeit als Student und später als junger Mann besuchte Goethe Leipzig oft und schätzte die Stadt wegen ihres reichen kulturellen Lebens und ihrer lebendigen Atmosphäre. Leipzig war ein bedeutendes Zentrum für Handel, Kultur und Bildung in Deutschland. Die Stadt beherbergte eine Vielzahl von Buchhandlungen, Verlagen, Theateraufführungen, Konzerten und Diskussionsforen. Dieses intellektuelle Umfeld erinnerte einige zeitgenössische Beobachter an das kulturelle Leben in Paris, daher der Spitzname "Klein Paris".
Goethes eigene Wertschätzung für Leipzig und seine Beiträge zur literarischen Szene der Stadt trugen sicherlich dazu bei, dass der Spitzname populär wurde. Obwohl Goethe die Bezeichnung nicht selbst geprägt hat, so kann man sagen, dass seine Wertschätzung für Leipzig und seine Wahrnehmung als kulturelles Zentrum dazu beigetragen haben, dass der Name "Klein Paris" mit der Stadt assoziiert wird. Dank der vielen Kanäle, die auch zum Bootfahren einladen, wird Leipzig gerne auch als "Klein Venedig" bezeichnet.
Bach und Mendelssohn sind ebenfalls bekannte Gesichter der Stadt.
Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ist ein imposantes Denkmal, das an die entscheidende Schlacht der Befreiungskriege gegen Napoleon im Jahr 1813 erinnert. Mit seiner monumentalen Architektur und der Möglichkeit, die Aussichtsplattform zu erklimmen, bietet es Besuchern einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte und Bedeutung dieses historischen Ereignisses. Ich war dort, weil man wohl dort gewesen sein muss... jedenfalls wurde es mir sehr oft empfohlen. Es liegt ein wenig außerhalb, deshalb bin ich direkt bei meiner Ankunft auf den großen Parkplatz gefahren, auf dem man kostenlos stehen konnte. Hat also prima geklappt.
Lost Places in Leipzig
In Leipzig gibt es einige verlassene oder "verlorene" Orte (Lost/Rotten Places), die historische Bedeutung oder Faszination haben. Also... ich war erstaunt, wie viele! So viele, wie ich sie bisher noch in keiner anderen Stadt gesehen habe. Einst imposante Gebäude im Verfall, schon vom Auto aus tauchen sie überall links und rechts des Weges auf. Hier sind einige bemerkenswerte Beispiele für dich, die ich leider nicht alle in der kurzen Zeit besuchen konnte... aber ein paar Orte habe ich erkundet und war erstaunt, dass sie größtenteils frei zugänglich sind.
Lindenauer Hafen: Der Lindenauer Hafen war einst ein wichtiger Umschlagplatz für Güter und ein lebendiger Teil der Hafenstadt Leipzig. Heute ist er größtenteils verlassen und viele der Gebäude und Anlagen sind in einem Zustand des Verfalls. Diese Anlage ist mit Zäunen abgesperrt und ist nur von außen anzuschauen. Kann man sehen, muss man aber nicht (siehe Bild).
Maschinenfabrik Swiderski: Die ehemalige Maschinenfabrik Swiderski war ein bedeutendes Industrieunternehmen in Leipzig. Nachdem die Produktion eingestellt wurde, steht das Gelände größtenteils leer und verlassen. Es ist ein beliebtes Ziel für Urban Explorers, obwohl es sich in einem stark verfallenen Zustand befindet. Absolute Empfehlung, auch fußläufig in unter einer Stunde aus der Innenstadt erreichbar. Faszinierend! (siehe Bilder)
Altes Bahnbetriebswerk Leipzig Wahren: Das ehemalige Bahnbetriebswerk Leipzig Wahren ist ein weiterer verlassener Ort in Leipzig. Einst ein geschäftiger Knotenpunkt für den Eisenbahnverkehr, ist das Gelände heute größtenteils verlassen und verfallen. Es bietet jedoch faszinierende Einblicke in die Geschichte des Eisenbahnwesens in Leipzig -> etwas außerhalb, vom Parkplatz (Kleingartensiedlung) circa 1 km Fußweg. Hier besser zu zweit hingehen, ich habe mich als Frau alleine nicht hundertprozentig wohl gefühlt, aber ein toller Ort.
Leipziger Messegelände (Alte Messe): Dieses ehemalige Messegelände hat Abschnitte, die verlassen oder ungenutzt sind. Einige Bereiche wurden umgebaut, aber andere bleiben leer oder verfallen und bieten einen interessanten Einblick in die industrielle Vergangenheit der Stadt.
Leipzig Stadtbad: Einst ein prächtiges öffentliches Badehaus, steht das Leipziger Stadtbad heute verlassen da, wobei seine elegante Architektur langsam verfällt. Es wurden Bemühungen unternommen, das Gebäude zu renovieren oder anderweitig zu nutzen, aber bislang bleibt es ein Lost Place.
Heilanstalt Grabau: Diese ehemalige psychiatrische Klinik am Stadtrand von Leipzig steht seit Jahrzehnten leer. Obwohl sie verfallen und baufällig ist, wird sie oft von Urban Explorers besucht.
Gelände des VEB Farb-Chemie Markkleeberg: Diese verlassene Chemiefabrik ist in Markkleeberg, südlich von Leipzig gelegen. Obwohl nicht direkt in Leipzig, ist sie relativ nah und einen Besuch wert für Interessierte an industriellen Ruinen.
Bitte beachte beim Erkunden verlassener Orte die Sicherheitshinweise und respektiere eventuelle Warnschilder oder Hinweise auf Privatgrundstücke. Viele dieser Orte können instabile Strukturen oder andere Gefahren aufweisen. Manche Orte besucht man besser zu zweit, weil sie außerhalb liegen. Ich war zwar alleine, aber zu zweit ist es sicherer.
Hier ein paar Eindrücke. Ich habe sehr viele Videos gedreht und Reels auf Instagram gepostet, dazu zwei Highlights: "Leipzig" und "Lost Places" -> wenn du dich für diese Themen interessierst, schau unbedingt bei mir vorbei. Du findest mich unter: @lenaliteratur
Es war eine tolle Zeit in Leipzig und ich bin sehr glücklich, dass ich mich für und mit meinem Buch SCHATTENNOVELLE auf die Reise gemacht habe! Eine tolle Erfahrung...