top of page

Über Hochsensibilität und Geworfenheit: Gedanken an einem schönen Sonntag

Eine persönliche Betrachtung zum Thema Geworfenheit und Hochsensibilität - zwischen Glück und Weltschmerz

Hochsensibilität und Geworfenheit - eine persönliche Betrachtung
Hochsensibilität und Geworfenheit

Kennst du das Gefühl, Schuld oder Scham zu empfinden, gerade dann, wenn das Leben dir besonders wohlgesonnen ist? Fühlt sich dein Herz manchmal schwer an, belastet vom Weltschmerz, selbst an Tagen voller Glück? Ich habe meine Gedanken dazu aufgeschrieben und hoffe, sie finden dich zur rechten Zeit und bieten dir einen Moment des Reflektierens.


Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Hochsensibilität und Geworfenheit, und heute war es wieder soweit. Ich bin gerade daheim aus einem wohltuenden Basenbad gestiegen, nachdem ich einen wirklich schönen Sonntag hatte. Heute war ich wandern, habe gut gegessen und mit meiner Hündin Nala einen ruhigen Tag ganz nach meinem Geschmack verbracht. Während ich nun auf dem Bett liege, beschleicht mich wieder dieser Gedanke, der mich nun dazu gebracht hat, heute noch diesen Artikel zu schreiben. Es geht um die grundlegende Existenzbedingung eines Menschen.


Meine Erfahrungen und Empfindungen hier sind durch meine Hochsensibilität geprägt, was sich auch in meiner Wahrnehmung und meinem Umgang mit dem Thema „Geworfenheit“ widerspiegelt.


Neben der Geworfenheit, die uns in bestimmte Lebensumstände stellt, gibt es auch viele Bereiche unseres Lebens, die wir aktiv gestalten und beeinflussen können – durch unsere Entscheidungen, unser Handeln und die Art, wie wir mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. In diesem Artikel wird es jedoch nicht um diese Bereiche gehen, da ich bereits in anderen Artikeln darüber geschrieben habe.


Die Last und das Geschenk der Geworfenheit

Viele hochsensible Menschen stehen vor einer tiefen inneren Herausforderung: dem Bewusstsein ihrer "Geworfenheit" in die Welt. Diese philosophische Idee, die von Martin Heidegger geprägt wurde, beschreibt, dass wir ohne eigenen Einfluss in bestimmte Lebensumstände hineingeboren wurden. Es ist wichtig zu betonen, dass weder eine gute noch eine schwierige Geworfenheit von uns selbst gewählt wird. Diese Erkenntnis kann für Hochsensible sowohl eine Quelle der Dankbarkeit als auch der Scham sein.


Ich habe das am eigenen Leib so oft erlebt: die Überwindung, sich Glück und Leichtigkeit zu erlauben. Denn wenn wir kollektiv im Leid verharren und keinen Raum mehr für Zuversicht schaffen, verlieren wir das notwendige Gegengewicht, das uns erlaubt, statt Weltschmerz gelebte Gleichwertigkeit, Gerechtigkeit und positive Veränderungen in die Welt zu bringen.


Talente und Gaben

Ebenso geht es mir darum, sich nicht für die eigenen Talente oder Gaben zu schämen. Diese Fähigkeiten sind Teil dessen, was uns ausmacht, und sie zu akzeptieren, ist ein Schritt hin zu einem Leben in Harmonie mit uns selbst. Doch gerade durch das Annehmen dieser Tatsache können wir lernen, mit Demut und innerer Stärke zu einem erfüllten Leben zu finden.


Hochsensibilität und die Erfahrung der Geworfenheit

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiv wahr und sind sich oft schmerzlich bewusst, wie viel Glück sie in ihrem Leben hatten. Sei es durch eine behütete Kindheit, das Aufwachsen in einem friedlichen Land oder die Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen – das Bewusstsein über diese Privilegien kann zu einem Gefühl von Schuld führen. Viele fragen sich: Warum darf ich so glücklich sein, während andere leiden?


Die Bedeutung von Demut und Dankbarkeit

Demut bedeutet, sich der eigenen Grenzen und der eigenen Privilegien bewusst zu sein, ohne sich deswegen schuldig zu fühlen. Es geht darum, Dankbarkeit zu empfinden und diese Dankbarkeit in eine positive Energie umzuwandeln, die sowohl das eigene Leben als auch das Leben anderer bereichert. Für mich ist es wichtig, diese Demut zu bewahren, um mein Leben in all seinen Facetten zu akzeptieren und gleichzeitig Verantwortung für mein Handeln und mein Umfeld zu übernehmen.


Positive Energie und Gleichwertigkeit als Lebensprinzipien

Ein weiterer Schlüssel, um mit der Geworfenheit umzugehen, liegt in der bewussten Pflege einer positiven Energie. Hochsensible Menschen haben die Fähigkeit, die Welt um sich herum stark zu beeinflussen – sowohl positiv als auch negativ. Ich versuche, mich auf positive Energie und Gleichwertigkeit und Gewaltlosigkeit zu konzentrieren, um nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das Leben anderer positiv zu gestalten.


Ein hohes Wertesystem leben

Das Leben nach einem hohen Wertesystem ist für mich ein weiterer wichtiger Schritt, um mit der Geworfenheit umzugehen. Werte wie Ehrlichkeit, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Respekt geben meinem Leben Struktur und helfen mir, in Zeiten des Zweifels einen klaren Weg zu finden. Ein starkes Wertesystem kann uns dabei unterstützen, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit unseren tiefsten Überzeugungen stehen und uns ein Gefühl von innerer Sicherheit geben.


Ein Exkurs: Schwierige Geworfenheit und der Weg zur inneren Stärke

Nicht jeder Mensch hat das Glück, in ein behütetes Umfeld hineingeboren zu werden. Für viele bedeutet Geworfenheit, sich mit Herausforderungen auseinanderzusetzen, die von Beginn an schwer zu tragen sind. Diese Herausforderungen sind real und oft schwer zu bewältigen, aber sie können auch eine Quelle tiefer innerer Stärke und Resilienz sein.


Resilienz aus dem Leben schöpfen

Menschen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen, wissen besser als viele andere, wie es ist, gegen Widerstände anzukämpfen. Es gibt oft keinen klaren oder einfachen Weg, und jeder Mensch muss seinen eigenen Umgang damit finden. Doch aus den Härten des Lebens kann Resilienz entstehen – die Fähigkeit, trotz aller Widrigkeiten weiterzumachen und zu wachsen. Diese Resilienz ist eine Stärke, die von innen heraus entsteht und das Leben prägt.


Mit schwierigen Gefühlen umgehen

Es ist menschlich, dass schwierige Gefühle auftauchen können, wenn man sich mit anderen vergleicht. Doch diese Gefühle können schwer wiegen und uns daran hindern, unser eigenes Leben voll auszuschöpfen. Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern, dass jeder Mensch seine eigene, einzigartige Reise hat. Der Weg, diese negativen Gefühle zu überwinden, ist nicht leicht, aber er beginnt oft mit dem Anerkennen der eigenen Erfahrungen und dem Finden eines Weges, der uns Frieden bringt.


Tipps für den Alltag

Um die genannten Prinzipien in den Alltag zu integrieren, können folgende Tipps hilfreich sein:

Achtsamkeit praktizieren: Nimm dir jeden Tag Zeit, um bewusst Dankbarkeit zu empfinden und positive Energie zu kultivieren. Das kann durch Meditation, Tagebuchschreiben oder einfach durch kurze Momente der Reflexion geschehen.

Verbindungen schaffen: Suche den Austausch mit anderen, die ähnliche Werte teilen. Das kann durch ehrenamtliches Engagement, Gemeinschaftsprojekte oder einfach durch persönliche Gespräche geschehen.

Selbstfürsorge pflegen: Achte darauf, dich selbst nicht zu überfordern. Hochsensible Menschen neigen dazu, sich stark für andere einzusetzen – vergiss dabei nicht, auch auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten.

Du darfst glücklich sein.


Gemeinsam in die Zukunft blicken

Es gibt keine universelle Lösung oder einen einfachen Rat, wie man mit einer schwierigen Geworfenheit umgehen sollte. Was ich aber aus meinen eigenen Erfahrungen mitnehmen kann, ist der Glaube an die Kraft der inneren Stärke und des gegenseitigen Verständnisses. Vielleicht können wir, indem wir voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen, neue Wege finden, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen – unabhängig von den Umständen, in die wir hineingeworfen wurden.


Herzlichst

Lena






bottom of page